Überlieferte Männer- und Frauenbilder bestimmen in allen Kulturen das Verhalten der Einzelnen. Veränderungen dieser Bilder führen zu Konflikten zwischen den Geschlechtern. Eine öffentliche Diskussion, neue Gesetzgebungen und Gespräche zwischen den Beteiligten können Übergänge erleichtern.

Nach der Begrüssung des Publikums durch Christoph Wüthrich umriss Esther Hubacher von der Beratungsstelle frabina kurz die Thematik des Anlasses.
Unser Rollenverständnis als Mann oder Frau bestimmt unser Verhalten im Leben, was sich allein schon bei der Berufswahl oder der Arbeitsteilung in der Familie zeigt. Es ist deshalb wichtig, über diese Rollenbilder zu sprechen und sie zu hinterfragen. Die Veranstaltung ist ein Teil der Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen".

Im Anschluss berichteten El Badaoui Hafed (Marokko/Schweiz), Omar Khattabi (Marokko/Deutschland/Schweiz), Rafael Herrera-Erazo (Honduras/Schweiz) und Navaneetha Krishnan Veeramani (Indien/Schweiz) über die Lage in ihrem Ursprungsland und die Veränderungen, die sie dort beobachten.

Alle stellten fest, dass die Frauen in ihrem Land selbstbewusster geworden seien, mindestens vom Gesetz her mehr Rechte erhalten hätten, dass aber regional und zwischen den Generationen noch grosse Unterschiede festzustellen seien. Eine aufgeschlossenere Haltung gegenüber der Frau sei hingegen nicht unbedingt von der Schulbildung abhängig, bemerkte etwa Hafed, sondern auch persönliche Einstellungssache. Katthabi unterstrich, dass sich in Marokko die Gesetzgebung, was Scheidungen und Unterhaltspflicht betrifft, zugunsten der Frauen verändert hat, dass die Entwicklung aber noch nicht ausreichend sei. Herrera beklagte den Einfluss der Religion und des Klerus auf das Frauenbild. So gebe es in seinem Land immer noch keine offene Diskussion über Verhütung und Sexualkunde. Veeramani zeichnete das Bild einer traditionellen indischen Gesellschaft, in der die Familie und das Zusammenleben der Generationen oberste Priorität haben und das Alter unbedingt respektiert wird. Oberste Pflicht des Mannes ist es, die Familie zu unterhalten und für eine gute Ausbildung in erster Linie der Söhne zu sorgen. Die Frauen hängen entweder vom Vater oder vom Ehemann ab. Eine persönliche Freiheit wie hierzulande kennen sie mindestens in ländlichen Gegenden kaum.

Das Publikum beteiligte sich aktiv an der folgenden Diskussion. Es wies etwa darauf hin, dass das religiöse Bild der "reinen Maria" zwangsläufig das Gegenbild der Hure nach sich ziehe; dass die Frage des "Anmachens" von Frauen nicht typisch arabisch sei; dass es patriarchalische Rollenbilder in allen Kulturen gebe; dass Generationen, die zwischen Tradition und Moderne stehen, es besonders schwer haben; dass Männer ebenfalls von Rollenbildern gesteuert werden und dass auch Frauen Gewalt ausüben können. Schliesslich wurde der Wunsch geäussert, jeder Mann und jede Frau möge ihre eigene Rolle finden und ausfüllen.

Am Ende gab es bei Selbstgebackenem und Getränk Gelegenheit zum Gespräch mit den Referenten und unter den Teilnehmenden.

Text und Bilder: Theo Tschopp

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